Mittwoch, 15. Januar 2025

Antrag in der SVV Potsdam und Einwände

 

24/SVV/1276

Antrag öffentlich

Kein Havelwasser in den Groß Glienicker und Sacrower See leiten

Fachliche und sachliche Einwände gegen den Antrag 24/SVV/1276
im KUMA der SVV Potsdam am 16.o1.2025 (TOP: Ö 4.10) 
Effektive Daseinsvorsorge zur Trinkwasser-Sicherung im Norden Potsdams 
und Erhaltungsmaßnahmen zum Gewässer- und Naturschutz am Groß Glienicker See und Sacrower See (LRT 3150) sind dringlichst notwendig!

Der o.g. Antrag 24/SVV/1276 richtet sich gegen zukunftssichernde, potentielle Konzepte zur Sanierung, Klimaanpassung und (FFH-)Erhaltungsmaßnahmen am Groß Glienicker und Sacrower See - > die vorgebrachten Einwände sind aber sachlich unzutreffend und fachwissenschaftlich nicht haltbar:
Seit vielen Jahren beobachtet man bei beiden grundwassergespeisten Seen ein besorgniserregendes Absinken des Oberflächen-Wasserstands wie auch des Wasserstandes der drei darunterliegenden Grundwasser-Leiter. 
„Nichts zu tun“ - wie der o.g. Antrag fordert - gefährdet langfristig die Grundwasserbestände und die Trinkwasserversorgung im Norden Potsdams ebenso wie den derzeit nur noch mäßig-guten Zustand von Seen und Natur in den umgebenden FFH- und Landschafts-Schutzgebieten. 

So wurde – um nur 1 Fakt herauszugreifen -  bspw. für die Jahre 2020 - 2022 von CliWaC-Forschungsteams analysiert und von AnwohnerInnen beobachtet, dass - insbesondere bei hohen Wasserständen der Havel in den Wintermonaten– durch das marode Staubauwerk aus DDR-Zeit über den Schiffgraben völlig ungereinigtes (!) Havelwasser in den dann tiefergelegenen Sacrower See einfließt: 
ein offensichtlich geduldeter rechtswidriger Zustand, da das Natura 2000 Gebiet (als LRT 3150) eigentlich durch das „Verschlechterungsverbot“ der WRRL geschützt sein sollte. 
Die Analysen und Empfehlungen der CliWaC Forschungsgruppe und die konzeptionellen Überlegungen der Ortsbeiräte GG und Sacrow sehen hier u.a. Schutzmaßnahmen durch Erneuerung eines bidirektional funktionierenden Rückhaltesystems vor, das – übrigens in Übereinstimmung mit den Forderungen des BUND-Seenreports (2024) – effektiv in der Lage ist, im Winter das Seewasser rein zu halten und zu schützen, und bei Starkregenereignissen in den Sommermonaten das „Wasser in der Landschaft zu halten“ !
In den in Rede stehenden Konzepten zur Rettung von Groß Glienicker und Sacrower See sind generell nur Maßnahmen im Einklang mit Gewässer- und Naturschutz nach der WRRL und den FFH-Richtlinien der EU vorgesehen. 
Dazu wurden im Dezember 2024 abgeschlossenen interdisziplinären Forschungsprojekt „CliWaC“  (Climate and Water under Change) zum GG-See und Sacower See verschiedene Szenarien und Interventionsstrategien untersucht
 (Vgl. Vorträge vom 15.11.2024 im Schloß Sacrow: „Case Study 1“ - Dokumentation – Veröffentlichung in Vorbereitung). 
Die von Experten aller Berliner Universitäten erstellte Studie mahnt darin dringende Klima-Anpassungstrategien an und empfiehlt – im Gegensatz zu den wahrheitswidrigen Behauptungen des vorliegenden o.g. Antrags - als mögliche und geeignete Maßnahmen zur Resilienzförderung des gesamten Ökosystems u.a. sowohl eine kontrollierte Anreicherung der Grundwasser-Leiter mit (mehrfach) gereinigtem Havelwasser als auch eine erneute Tiefenwasserbelüftung mit Sauerstoff im Nordbecken des Sacrower Sees!

 Ziele der all dieser potentiellen Konzepte zur Rettung von Groß Glienicker und Sacrower
 See sind:
o die Stabilisierung der Grundwasserspeicher und damit auch der langfristige Schutz der Trinkwasserressourcen für Potsdam,
o die Wiederherstellung bzw. Verbesserung eines „guten ökologischen Zustands“ gemäß der EU-Wiederherstellungsverordnung (2024/1191/EU)
und
o die Erhaltung der umgebenden Natur in ihrem Wert als Freizeit- und Erholungsraum für eine bspw. durch das „Projekt Krampnitz“ stark wachsende Bevölkerung. 

Die angesprochene Auffüllung der Grunewald-Seenkette ist dafür - anders als im o.g. Antrag der Fraktion BVB/ Freie Wähler behauptet - ein positives Lehrbeispiel hinsichtlich Kosten und Effizienz solcher Maßnahmen:
Ohne diese jahrzehntelange Wiederauffüllung gäbe es diese fünf Seen im Grunewald samt ihrer erheblichen Bedeutung für die Trinkwasserversorgung Berlins schon heute nicht mehr (Quelle: BWB, 12-2024). 
Die Kosten für den Unterhalt werden derzeit durch die Gutschriften aus der Grundwasseranreicherung wieder kompensiert (Vgl. Berliner Wasserbetriebe: www.bwb.de).

Die investiven Kosten für die o.g. Erhaltungsmaßnahmen des Gewässer- und Naturschutzes am Sacrower See und auch des Landschaftsschutzes rund um den Groß Glienicker See können nahezu vollständig aus dem ANK-Fond des Bundes („Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz“) sowie aus EU-Mitteln (WVO & KTF) finanziert werden. 
Der kommunale Haushalt der LHP ist dadurch – im Gegensatz zu den im Antrag suggerierten finanziellen Überlegungen - nach gegenwärtigem Planungs- und Kenntnisstand nicht belastet.

Wir unterstützen daher den Antrag des Ortsbeirates Groß Glienicke – 24/SVV/1377 :
„Havelwasser in der Landschaft halten“ vom 17.12.2024 und bitten den vorliegenden o.g. Antrag der Fraktion BVB/Freie Wähler abzulehnen!

Für den
Beirat der Bürger für Sacrow (BBfS)
Prof. Dr. Manfred Stock  &  Achim O. Haid-Loh
Potsdam-Sacrow, im Januar 2025