Vor acht
Jahren ist es der Bürgerinitiative Schützt Potsdam gelungen, für den neuen BER
in Schönefeld Flugrouten durchzusetzen, die Potsdam weitestgehend von Fluglärm
verschonen. Dann platzte die Eröffnung des Flughafens und seine Fertigstellung
verzögerte sich um Jahre. Lange Zeit war nicht absehbar, ob die von uns hart
erkämpften Flugrouten bis zur tatsächlichen Eröffnung standhalten würden oder
ob Potsdam nicht doch mit Lärm überzogen wird.
Heute
wissen wir: Der BER wird im Herbst 2020 an den Start gehen, und unsere
Flugrouten haben Bestand. Sie werden so, wie wir sie durch unseren Protest und
unser Engagement erwirkt haben, umgesetzt.
Flugrouten
sind aber nicht aus Beton oder Stein. Sie können jederzeit wieder geändert
werden. Bereits jetzt hat die Deutsche Flugsicherung angekündigt, zunächst nur
zwölf Monate einen Probebetrieb zu fliegen. Deshalb ist es unumgänglich, dass
wir unsere Arbeit und unser Engagement wieder aufnehmen. Nach der Eröffnung des
BER werden wir hartnäckig für die Beibehaltung der durchgesetzten Flugrouten
kämpfen, um unsere Region vor der Verlärmung dauerhaft zu schützen.
Es gibt
aber noch einen anderen Grund, aus dem wir unsere Arbeit jetzt wieder mit
voller Kraft aufnehmen, und der ist sogar noch dringlicher.
Die Bedrohung von Sacrow
Es geht
um nicht mehr und nicht weniger als die drohende Zerstörung eines einzigartigen
Potsdamer Juwels, nämlich des Welterbe-Refugiums Sacrow.
Sacrow
ist vierfach bedroht:
- Mitten im Ort soll ein 35 bis 50
Meter hoher Vodafone-Sendemast errichtet werden, der das gesamte Ortsbild
zerstören und weithin sichtbar sein wird; er wird die Heilandskirche überragen
und den Blick sogar von der Glinieker-Brücke aus beeinträchtigen; seine
G5-Strahlen schädigen möglicherweise auch unsere Gesundheit.
- Durch das Absinken des
Grundwassers und das verantwortungslose Abschalten der Sauerstoffanreicherung
droht der Sacrower See umzukippen und zu sterben; sein Wasser hat inzwischen
eine schlechtere Qualität als verschmutzte Flussgewässer; bei Fortschreiten der
Umweltbelastungen kann er nicht mehr zum Baden genutzt werden.
- Durch die neuen Wohnhaussiedlungen
in Krampnitz-Nord mit rund 10.800 Bewohnern droht Sacrow der Verkehrsinfarkt;
da es kein Verkehrs- und Umfahrungskonzept gibt, wird der Individual- und
Pendlerverkehr nach Berlin auch in erheblichem Maße durch die Welterbe-Gebiete
fließen; Sacrow und seine Naturschutzgebiete werden zur Durchfahrtsstraße mit
über 3.200 Autos täglich – Staus und Blechlawinen werden das Sacrower Schloss,
den Königswald und den Ortskern verlärmen und verpesten.
- Der Schiffgraben – ein Biotop, das
Sacrower Lanke und Sacrower See mitten im Ort verbindet – wird mehr und mehr
zur stinkenden Kloake; obwohl ein fertiges Baukonzept zur Wiederherstellung und
Regenerierung des Kanals vorliegt, bleibt die Stadt Potsdam untätig; die am
Schiffgraben heimische Tierwelt stirbt aus und die Faulgase sind für die
Menschen nicht mehr zu ertragen.
Es
besteht kein Zweifel: Wenn der Sendemast kommt, wenn der Sacrower See stirbt,
wenn die Verkehrslawine rollt und wenn der Stichkanal endgültig zur Kloake
wird, ist Sacrow nicht mehr Sacrow. Eine einzigartige Symbiose aus Natur,
Baukunst und visionärer Lebensweise wird unwiederbringlich verschwunden sein.
Unser Widerstand gegen die
Zerstörung des Welterbes
Deshalb
starten wir ab sofort eine Kampagne und eine breit angelegte Initiative zum
Erhalt von Sacrow. So wie es war. So wie es ist. So wie es bleiben muss. So wie
es diesen Ort kein zweites Mal gibt.
Wir stellen
unsere Initiative auf ein solides Fundament. Wir werden die Zerstörung des Sacrower
Welterbes mit bewährten, schlagkräftigen Mitteln verhindern:
- Plakate, Banner und Anzeigen zur
Aufklärung der Öffentlichkeit
- Social-Media- und
Online-Aktivitäten zur Mobilisierung von Verbündeten
- Juristische Beratung und
rechtliche Schritte gegen die geplanten Maßnahmen
- Wissenschaftliche Gutachten zur
seriösen Dokumentation der drohenden Zerstörung und ihrer Auswirkungen
- Fachkundige Erarbeitung von
Alternativkonzepten und Lösungsvorschlägen
- Anschubfinanzierung von
Sofortmaßnahmen zur Regenerierung der Wasserqualität im Sacrower See
Die Stadt
und das Land müssen diesen Ort schützen. Bürgermeister Mike Schubert,
Landwirtschaftsminister Axel Vogel und Ministerpräsident Dietmar Woidke sind
gefordert, das einzigartige Juwel in unserer Brandenburger Heimat zu bewahren.
Wie
gesagt: So etwas wie Sacrow gibt es nur einmal. Es muss für die vielen
Besucher, das Land und die Bewohner erhalten bleiben. Diese Aufgabe im Dienst der
Kultur, der Natur und der Menschen ist Chefsache. Wir werden jedenfalls dafür
sorgen, dass sie es wird.
Unsere
Forderungen für den Schutz von Sacrow sind unmissverständlich und mehr als
legitim:
- Kein Sendemast
- Keine Verkehrslawine
- Kein Seesterben
- Keine Kloake
Sacrow
muss Sacrow bleiben.